Mit dem Jahreswechsel 2020/2021 wollen wir wieder auf die vergangenen 12 Monate zurückblicken, auf ein Jahr, welches uns als Ihre Feuerwehr herausforderte was nicht nur die Bewältigung von größeren Einsatzlagen, einer größeren Flächenlage, sondern auch einer weltweiten Pandemie und notwendigen Maßnahmen auf diese betrifft.
Einsatztechnisch startete der Januar 2020 genauso arbeitsreich wie das vorangegangenge Jahr, dadurch wurden direkt in den ersten Tagen des neuen Jahres eine Vielzahl von Einsätzen abgebearbeitet: "Am 16.01. und am 28.01. galt es jeweils eine größere Einsatzablage abzuarbeiten.", so Leiter der Feuerwehr Heinz-Dieter Abels. "Am 16.01. lag eine Meldung über einen Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus in Hochneukirch vor. Das Brandereignis konnte damals schnell unter Kontrolle gebracht werden, aber parallel hierzu galt es 11 Personen aus dem Gebäude zu retten, die alle als unverletzt gesichtet werden konnten. Wenige Tage später am 28.01. wurden innerhalb weniger Minute mehrere Verkehrsunfälle auf den Bundesautobahnen um Jüchen gemeldet, sodass Vollalarm für die Stadtfeuerwehr ausgelöst werden musste und alle Einheiten zu den verschiedenen Einsatzstellen entsandt wurden. Letztendlich handelte es sich bei den 4 gemeldeten Einsatzstellen um "Blechschäden", wo keine größeren Maßnahmen der Feuerwehr von nöten waren."
Der Monat Februar stand wahrlich im Zeichen des Wetters, denn fast wöchentlich trudelten neue wetterbedingte Warnungen des Deutschen Wetterdienstes ein die vor neuen Stürmen warnten. Von den insgesamt 80 abgearbeiteten Einsätzen im Monat Februar entfielen alleine 52 auf das Wetter. Von diesen 52 Einsätzen wurden ganze 41 während und nach dem Orkan Sabine am 09. und 10.02. abgearbeitet.
"Das Wetterphänomene mit teils schweren Sturmböen durchaus im Herbst und Winter dazugehören, bestätigen auch immer wieder meteorologische Dienste.", so Abels weiter. "Der Grund ist relativ einfach erklärt und liegt an den deutlich größeren Temparaturunterschieden zwischen warmer und kalter Luft in Europa. Hierdurch werden andere Wetterphänomene begünstigt, die sogenannte "Polarfront" oder auch "Jetstream" genannt, der weiter in den Süden wandert und teils auch direkt über Deutschland liegt. Die Polarfront ist als eine Luftmassengrenze zu verstehen und je größer der Unterschied der Temperaturen ist, desto windiger wird es."
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16.01. - Hochneukirch bei einem Kellerbrand in Hochneukirch mussten 11 Personen, darunter 1 Kind gerettet werden |
09.02. und 10.02. - gesamtes Stadtgebiet Orkan Sabine zog glimpflich über das Stadtgebiet und sorgte für 41 wetterbedingte Einsätze
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Mit dem Monat März sorgte die sich weltweite ausbreitende Corona-Pandemie auch bei der Feuerwehr für erhebliche Einschränkungen im Dienstbetrieb, sodass laufende Lehrgänge abgesagt werden mussten, der Dienstbetrieb weitestgehend eingestellt wurde und im Großen und Ganzen nur noch die Abarbeitung der Einsätze möglich war. Abels: "Die Pandemie-Lage war für uns völlig neu. Unser oberstes Ziel war es, durch Organisationskonzepte zur Nachverfolgung und zusätzliche Schutzausrüstungen unsere Einsatzkräfte vor möglichen Ansteckungen zu schützen. Ebenfalls galt es für unsere Ausbilder in den Einheiten umdenken, denn die Einsatzkräfte, die sonst im regelmäßigen Rythmus an Übungsdiensten in den jeweiligen Einheiten teilnahmen müssen natürlich weiter ausgebildet werden. Hier haben sich in den einzelnen Einheiten verschiedene Möglichkeiten entwickelt die wir nun nach und nach zu einem Gesamtkonzept umschreiben und nutzen". Die Einsatzzahl zum Ende des 1. Quartals belief sich auf 140 Einsätze (Vorjahr: 163).
Im 2. Quartal kann man von einem Rückgang der Einsatzzahlen im Vergleich zum Vorquartal sprechen. Auf die 3 Monate entfielen 86 Einsätze (Vorjahr: 129) und die Einsatzlagen bewegten sich im kleinen bzw. mittlere "täglichen Feuerwehrgeschäft". Einige wenige größere Einsatzlagen im Zeitraum April bis Juni kann man allerdings als verheerend bezeichen. "Im April erforderte ein Waldbrand im Kreis Viersen zweifach die Entsendung von Kräften aus dem Rhein-Kreis Neuss, im Rahmen dessen auch der Führungsdienst der Feuerwehr Jüchen im Einsatz war", erläutert Abels. "Im Mai ereignete sich im Jüchener Ortszentrum ein tragischer Dachgeschossbrand bei welchem eine Person trotz sofort eingeleiteter Rettungsversuche ums Leben kam und Ende Juni verstarb bei einem schweren Verkehrsunfall eine Person im Bereich des Autobahnkreuz Holz. Die Tragik der zuletzt genannten Einsätze ist natürlich auch für unsere Einsatzkräfte nicht ohne! Solche psyschisch sehr belastende Einsätze bedürfen einer hohen Qualität der Einsatznachbereitung. Hier haben wir geschultes Personal in allen Einheiten und können im Bedarfsfall auf weiteres Personal auf Kreisebene zurückgreifen."
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07.05. - Dachstuhlbrand Bereits bei Eintreffen stand die Dachgeschosswohnung in Vollbrand. |
27.06. - schwerer Verkehrsunfall Bei einem schweren Verkehrsunfall im Autobahnkreuz Holz verlor eine Person ihr Leben. |
In einer coronabedingten doch eher kleineren Feierstunde, durfte Bürgermeister Harald Zillikens Ende Juli drei neue Einsatzfahrzeuge dem Leiter der Feuerwehr Heinz Dieter Abels und seinen Einheitsführern, übergeben. Für die Beschaffung der drei Neuzugänge wurden in den letzten Haushaltsjahren ein Gesamtinvestitionsvolumen von rund 1,1 Millionen Euro bereitgestellt. „Die Beschaffungen beziehen sich auf den noch laufenden Brandschutzbedarfsplan der u.a. für die Fortentwicklung festgeschriebene Ziele enthält, damit die Feuerwehr auch für zukünftige Herausforderungen leistungsfähig aufgestellt ist“, so Bürgermeister Harald Zillikens im damaligen Interview. Bei den Beschaffungen handelte es sich um je einen: Einsatzleitwagen, Rüstwagen und Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug. Mitte August folgte das nächste herausstechende, durchaus als historisch zu bezeichnende, Ereignis: der Spatestich für das neue Gerätehaus Hochneukirch. Mit Baujahr 1959 ist das Gerätehaus Hochneukirch das älteste im Stadtgebiet. Mit dem erfolgten Spatenstich wurden symbolisch die Weichen für den Bau einer neuen, modernen und zeitgemäßen Unterkunft gestellt.
Während Orkan Sabine im Frühjahr weitestgehend für ein geringeres Einsatzaufkommen sorgte, sorgte ein Starkregenereignis am Nachmittag des 15.08. innerhalb weniger Stunden für rund 210 wetterbedingte Einsatzstellen. Abels: "Dieses Ausmaß habe ich persönlich im Stadtgebiet vormals nicht erlebt. Innerhalb weniger Minute gingen besonders aus dem östlichen Stadtgebiet eine Vielzahl an Notrufmeldungen ein, sodass zuerst Vollalarm für die Stadtfeuerwehr ausgelöst wurde und im weiteren Verlauf überörtliche Kräfte aus Neuss und Rommerskirchen angefordert wurden. Die Gesamteinsatzdauer belief sich auf rund 26 Stunden"
Noch im August wurde die Feuerwehr vor eine weitere größere Einsatzlage gestellt: Zur Mittagszeit am 21.08. verunglückte ein LKW auf der Grubenrandstraße und blieb auf dem Dach liegen. Heinz-Dieter Abels war als Einsatzleiter einer der ersten vor Ort: "Beim Eintreffen an der Einsatzstelle konnten wir einen Alleinunfall eines 40 Tonnen schweren mit Mutterboden beladenen Sattelschleppers feststellen. Aufgrund des Unfallhergangs war der Fahrer im Führerhaus seines LKWs schwerst eingeklemmt, sodass eine umfangreiche schwere technische Rettung durchgeführt werden musste. Zur Unterstützung der Rettung wurden im Einsatzverlauf zwei Rüstzüge mit jeweils einem Kran der Feuerwehren aus Düsseldorf und Köln angefordert. Nach der Befreiung des schwerverletzten Fahrers wurde dieser durch den ebenfalls im Einsatz befindlichen Rettungshubschrauber in eine Klinik der Maximalversorgung transportiert. Ich erhielt bereits nach rund 1 Woche einen Anruf vom Fahrer der sich für die Rettung bedankte und bereits ohne schwerwiegenden Verletzungen das Krankenhaus verlassen konnte".
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25.07. / 19.08. - Fahrzeugübergabe / Spatenstich Gleich zwei freudige Ereignisse in kürzester Zeit. U.a. durfte Bürgermeister Zillikens neue Einsatzfahrzeuge übergeben und zum Spatestich des neuen Gerätehauses ansetzen (ohne Bild). |
15.08. und 16.08. - Unwetterereignis Stark betroffen war besonders der Bereich um Gierath und Bedburdyck, wo Straßen und Keller u.a. unter Wasser standen
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21.08. - schwerer LKW Unfall Ein schwerer LKW-Unfall erforderte am 21.08. u.a. den Einsatz der Feuerwehren Düsseldorf und Köln die mit zwei Kränen anrückte
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Zum Ende des 3. Quartals und im 4. Quartal kann man wieder von einem ausgewogenen Einsatzgeschehen sprechen, wo noch ein Einsatz am 06.11. hervorstechend ist, wie auch Heinz-Dieter Abels nennt: "Als ich auf den Melder schaute musste ich mich zuerst noch bei der Leitstelle erkundigen, denn auf diesem Stand "Notlandung eines Ultraleichtflugzeus". Die Lage bestätigte sich auch und der Pilot kam ohne Verletzungen davon. Probleme machte nur eine im Flugzeug befindliche Raketenzündung für einen Notschirm, der für eine Aufrichtung des Flugzeugs deaktiviert werden musste. Hierzu hatten wir Kontakt mit der Flughafenfeuerwehr Düsseldorf aufgenommen."
Im Fokus der Hintergrund-Organisation standen in diesem Bereich des Jahres die Erarbeitung eines neuen Brandschutzbedarfsplan, welche die Grundlagen für die Entwicklung einer Feuerwehr für die kommenden Jahre beinhaltet. Ebenfalls im Fokus stand die Ausschreibung von zwei neuen größeren Feuerwehrfahrzeugen: "Wir dürfen uns freuen, dass wir im Jahr 2020 gemeinsam mit Rat und Verwaltung die Beschaffung einer neuen Drehleiter und einem Tanklöschfahrzeug mit einem Löschwassertank von 5000 Liter anstoßen konnten", erläutert Abels die Fahrzeugplanungen. "Bei der Drehleiter wird es sich um eine Ersatzbeschaffung der gegenwärtig noch im Dienst befindlichen generalüberholten Drehleiter aus dem Jahr 2006 (Anmerkung: Baujahr 1991) handeln. Beim Tanklöschfahrzeug wird es sich um eine Neuanschaffung handeln die aufgrund der größeren zu betreuenden Autobahn- und Schnellstraßenabschnitte notwendig ist".
Am Ende dieses intensiven Jahres stehen für die Feuerwehr Jüchen (in Klammer Werte aus dem Vorjahr):
- Brandeinsätze: 85 (99)
- Hilfeleistungen: 519 (368)
- sonstige Einsätze: 13 (43)
- Einsätze insgesamt (617 (510)
"Die Bürgerinnen und Bürger können wahrhaft stolz auf Ihre Feuerwehr sein. Trotz erheblichen Einschnitten durch Corona funktioniert das Zusammenspiel auf allen Ebenen, was man gerade auch an der Abarbeitung von den durchaus komplexen Einsatzlagen in diesem Jahr sehen konnte".